Wir haben Hendrika Visenzi getroffen, die zusammen mit ihrem Vater und Firmengründer Giuseppe Inhaberin von GIVI ist.
In diesem Interview erzählt sie uns, worauf eine Sponsoringstrategie für ihr Unternehmen beruht, das Zubehör für Motorräder produziert, und davon, was sie an dieser Welt fasziniert. Daneben spricht sie ein wenig über sich selbst und über die eine oder andere Kindheitserinnerung.
Lesen Sie das vollständige Interview:
Mit einigen großen Teams der Motorsportwelt verbindet GIVI eine lange und umfassende Partnerschaft. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit, obwohl das Kerngeschäft von GIVI doch eigentlich Reisezubehör ist? Wie wichtig ist sie für den Ruf der Marke?
Dazu kam es im Grunde aus Leidenschaft. Bevor er Unternehmer wurde, war mein Vater Rennfahrer. Wer in den 60er Jahren Motorradrennen fuhr, musste eine große Leidenschaft dafür spüren, denn es gab keine Teams, Sponsoren, Vergütungen usw. Alles war von der Liebe für Motoren und Wettkämpfe getrieben. Dass er diese Welt so besonders intensiv erlebt hatte, hat dazu geführt, dass auch die neu geschaffene Marke mit der Motorsportwelt verbunden war.
Diese Zusammenarbeit ist aber auch wichtig für die Marke, weil jeder Motorradfahrer die Motorsportwelt liebt, und auch deshalb versuchen wir zu diversifizieren und investieren in die verschiedenen Disziplinen.
Der Wettbewerb in der Motorrad-Branche wird von Tag zu Tag größer. Wie stark tragen Sponsorings in der Moto GP dazu bei, sich von anderen abzuheben?
Wie gesagt ist es äußerst wichtig, mit der Welt der Motorradfahrer und der Wettkämpfe eine ständige „Verbindung“ zu halten. Die Marke, die bei einem Rennen präsent ist, wird von einem Fan natürlich wahrgenommen. Das schafft Kundenbindung und einen Wiedererkennungswert und stärkt die Markenidentität.
Die Beziehung mit dem Team LCR von Lucio Cecchinello hält seit über 25 Jahren. Worauf beruht eine Zusammenarbeit, die inzwischen als denkwürdig gelten kann?
Die Beziehung mit Lucio Cecchinello macht viel mehr aus als nur die sportliche Zusammenarbeit.
In über 25 Jahren ist ein Verhältnis extremen Vertrauens und gegenseitiger Wertschätzung entstanden.
Wer Lucio Cecchinello kennt, kann ohne Zweifel den Wert eines Sportlers bestätigen, der in der Motorradsportwelt von allen geliebt wird.
Ich denke, dass die Entscheidung, Lucio zu unterstützen, zunächst als Fahrer und dann als Team, auf der Tatsache beruht, dass mein Vater sich ein wenig in ihm „wiedererkannt“ hat. Als Fahrer war er damals allein auf sein Talent angewiesen, um gegen die wenigen offiziellen Mannschaften anzutreten, die zu seiner Zeit den Ton angaben, aber es gelang ihm trotz der geringen Mittel, die WM 1969 auf dem 3. Platz in der Gesamtwertung abzuschließen, ein Ergebnis, das heute undenkbar wäre.
Ich kann mir vorstellen, dass du mit der Welt der Motorradrennen vertraut bist: Was gefällt dir am besten am Motorsport?
Mich fasziniert die enorme Leidenschaft, die jeder „Player“ dieser Szene ausstrahlt. Ich persönlich bin kein wettbewerbsorientierter Mensch, meine Arbeit erledige ich gern so gut ich kann, aber ich bewundere alle, die sich mit Leib und Seele dem Motorsport verschreiben. Die Begeisterung in den Fahrerlagern macht diese Leidenschaft greifbar, und es ist unmöglich, sich ihr zu entziehen.
Wie alt warst du und was hast du empfunden beim ersten Rennen, bei dem du dabei sein konntest?
Ich gebe zu, dass ich sehr jung war. Mein Vater hatte sich schon vom Rennsport zurückgezogen, aber ich erinnere mich noch gut an die Gerüche, den Trubel, das Kommen und Gehen von Mechanikern, Fahrern und all diese Motoren, die einem kleinen Mädchen auch Angst einjagen konnten, in mir aber großartige Emotionen auslösten.
Du bist die Tochter eines großen Unternehmers, der in den 60er Jahren als Rennfahrer begann, damals weltweit einer der besten. Hast du eine Anekdote, die dich nachhaltig beeindruckt hat und die du vielleicht in den Erzählungen deines Vaters gehört hast?
Die Erzählungen meines Vaters sind immer faszinierend und da er ein ausgeprägtes Gedächtnis hat, sind sie sehr detailreich. An eine Begebenheit erinnere ich mich besonders, da sie widerspiegelt, was es damals bedeutete, Rennfahrer zu sein und dazu geführt hat, dass mein Vater sich vom Rennsport zurückzog.
Er befand sich in Finnland, um beim GP zu starten. Stellen Sie sich vor, dass er und ein weiterer Fahrer die beiden Motorräder in einen Lieferwagen luden und nach 4-5 Tagen am Steuer ankamen, wobei sie direkt im Wagen geschlafen hatten. Während des Rennens hatte mein Vater ein schwerwiegendes Problem mit dem Motor. Durch den Bruch der Kupplung bei hoher Geschwindigkeit blockierte das Hinterrad, was zu einem schweren Sturz führte, bei dem er sich das Becken brach. Stellen Sie sich auch die damalige Bekleidung vor, ein Lederoverall ohne jeden Schutz, ein einfacher Schüsselhelm, also ein Niveau, das heute nicht einmal zum Fahrradfahren akzeptabel wäre. Der andere Fahrer fuhr ihn ins Krankenhaus, und die Kleidung wurde aufgeschnitten, um ihn behandeln zu können. Da er nicht „versichert“ war, wurde er nach ein paar Tagen entlassen, ohne Kleidung, nur mit Pyjama und Pantoffeln. Zum Glück gelang es ihm trotz zahlreicher Schwierigkeiten, nach Italien zurückzukehren. Aber die Tatsache, dass mein Bruder erst 3 Jahre alt und ich gerade geboren war, brachte meinen Vater zu dem Entschluss, den Rennsport endgültig aufzugeben und sich als Unternehmer zu versuchen.
Wir haben dich auf diversen Bildern bei Events als Beifahrerin auf dem Motorrad gesehen. Hast du jemals versucht, ein Motorrad zu fahren?
Ich mag das Gefühl sehr, das ein Motorrad vermittelt, auch als Beifahrerin, aber ich muss gestehen, dass ich nie versucht habe, selbst zu fahren. Auf diese Weise, vom Soziussitz aus, kann ich die Landschaft voll und ganz genießen.
Du bist Unternehmerin, Mutter zweier Heranwachsender, sozial und im Ehrenamt stark engagiert: Wie schaffst du es, dich so zu organisieren, dass alles funktioniert?
Ich versuche, meinen Tagesablauf möglichst gut zu organisieren, und denke, dass eine gute Planung der Arbeit das A und O ist. Außerdem habe ich das große Glück, zwei Kinder zu haben, die sich in der Schule besonders anstrengen. Das soziale Engagement ist etwas, was ich von meinem Vater geerbt habe, der mich gelehrt hat, den Wert der Nächstenliebe und der Dankbarkeit zu schätzen.
Danke für deine Zeit: Wir wünschen dir alles Gute für die Zukunft!